Wir stehen auf dem Glühwein-Markt. Martin, Klaus, Richard, ausnahmsweise Thomas. Manchmal ist es nicht so leicht zu sehen, wer dazu gehört, und wer sich aus der Nachbargruppe dazu drängt. Das mag an der ungewohnten Nach-Corona-Enge liegen, oder aber am heißen Caipi nach der Feuerzangenbowle.
Thomas erzählt von seinem langersehnten Urlaub. Thomas weiss nicht wohin mit seiner Kohle.
Daher hat er sich vor zwei Jahren ein Wohnmobil gekauft. Das wurde jetzt tatsächlich geliefert. Genauso, wie er und seine Martina sich das ausgesucht hatten. Heute bestimmt man ja die Innenfarbe, die Lage der Dachluke, den Teppich innen, alles.
“Dauert dann ein bisschen, weil is ja völlig individuell”, erklärt Thomas, aber das lohne sich, weil es dann eben völlig individuell sei.
Martin meint, es könne ja auch was Normales sein, was Durchschnittliches. Das sei auch schön. Martin verdient nicht so viel.
Einparken ist schwer
Leider fand Thomas’ Neue, oder aktuelle – Janine – die Farb-Auswahl ihrer Vorgängerin nicht so super, und verkündete das im 14-Tage-Urlaub jeden Tag. Aber sonst war es wohl so gut, wie man es mit einem quasi maßgeschneiderten Wohnmobil erwarten darf. “Ok”, erzählt er, “das Einparken ist ja immer so eine Sache”.
Wenn Frauen einwinken, tun sie das oft genug von Stellen aus, die der Fahrer nicht sehen kann, mit Gefuchtel, das der Fahrer bestenfalls als Pups-weg-Wedeln kennt, oder falsch interpretiert muss, weil Frauen das mit dem Lenken bis heute nicht verstehen. Aber egal.
Moover tötet Freundschaften
Richard lacht. Sein Wohnwagen hat einen Moover. Das frustriert die Campinggemeinde. Sie ist gewohnt aufzuspringen, wenn ein neues Gefährt auf dem Platz eintrifft. Dann wuppen alle zusammen den Wohnwagen an die gewünschte Stelle. Danach trinken alle Bekanntschaft, die Herren im Doppelripp. Oft entstehen Freundschaften fürs Leben.
Wischt stattdessen Richard auf seinem Handy und manövriert den Wohnwagen mit den Fingerspitzen in die winzigste Lücke, winken weder Schnaps noch entstehen Freundschaften.
Jedenfalls stand Thomas irgendwann auf dem Stellplatz. Leidlich. Es sei denn, Janine wollte den Wagen doch noch 30 Zentimeter weiter links haben. Dann gab es erst einen roten Kopf, wildes Gefuchtel auf beiden Seiten, dann hatten beide einen roten Kopf, dann gab es einen PLatz-Ansage, dann war fertig. Per ordre de mufti .
Bier aus der Dose
Bier. Das trinkt selbst Thomas. Aus der Dose, “wie wir Camper es halt tun”. Jetzt schmeißt er einen Runde Caipis für alle, die in unserer Blase stehen, auch die Fremden, vor allem den beiden netten Grundschullehrerinnen trägt er die heißen Tassen an den grob gezimmerten Tresen.
“Ich räume morgens die Camping-Möbel raus, Sonnenschirm auf, zapfe den ersten Latte aus der De’Longhi Magnifica an, stelle den Champagner kalt, backe Croissants auf, und was soll ich dir sagen? Der gesamte Campingplatz flaniert mit Chemoklos an uns vorbei!” Unglaublich.
Chemo-Klo zum Frühstück
“Der reine Sozialneid”, ruft Richard. Klaus findet, es solle zwei mal am Tag Ablieferzeiten in den Entsorgungstationen geben “9 bis 10 Uhr und 15 bis 16 Uhr, gleich nach der Mittagsruhe”, klappe auf den Wertstoffhöfen ja auch, im Grunde, warum nicht auch in Süd-Kroatien?
Eingesunken seien sie auch noch, weil der Platz nicht auf das Gewicht des Wohnmobils ausgelegt war. Mit einem Haus in den Urlaub zu fahren sei ohnehin nix, ökologisch ganz bedenklich habe Klaus seinem Erstgeborenen erläutert. Das gibt Klaus jetzt sehr gern weiter.
Als sich auf den Platz vor ihnen ein MAN-Wohnmobil schob (“DIE Frau konnt einwinken, das war ein echtes Trucker-Babe!”) wollte Thomas doch den Platz wechseln. Das war schwieriger als gedacht, weil die Straßen im Süden Kroatiens oft recht eng sind. Und die Fähre ihnen drei Plätze berechnen wollte.
Schnell die Neue
Aber nun seien sie ja wieder hier. Von Janine allerdings haben wir alle in letzter Zeit wenig gehört. Irgendwer guckt auf ihren Insta-Account und versucht raus zu finden, ob dort etwas skandalöses zu finden ist. Nach drei Klicks fesselt ihn der Account von __misskrystlelive__1998. Sein Blick wird gaslig, Vom ihm wird die nächsten 30 Minuten nichts mehr zu hören sein.
So wie es im Moment wirkt wird Janine nicht erneut mit dem von Martina gestaltetem Wohnmobil die Fährnisse des Camping erleben müssen: Es klingt, als werde die Grundschullehrerin “blond” mit Thomas nach FuerteVentura fliegen.
“Fliegen?” fragt Klaus. “Ökologisch sehr bedenklich. Sehr.” Das habe ihm seine Erstgeborene erklärt. Sie fahren ja nach Zwiesel. Wandern.