Bruce-Willis-Medaille für Väter

Früher gab es bei den Pfadfindern verschieden farbige Bändchen, die man sich an die Schulterklappe heftete. Jede Farbe – blau, braun, grün- symboliserte eine Leistung, und wer mehr Bändchen an der Schulter hatte, konnte denen ohne oder mit weniger Bändchen was husten.

Das sollte man auch für Eltern einführen: Wer etwa einen Kindergeburtstag mit zehn Kindern ohne Notaufnahme-Besuch schafft, bekommt einen gelben Aufnäher, wer dreimal Märchenwald absolviert, einen grünen, und … sagen wir … zehn abgestempelte Spielplatzbesuche im Monat bringen einen blauen.

Spielplatzbesuche sind nämlich nicht so ohne, wie man meinen sollte: Als Anfänger-Eltern hat man ja erst diese Kleinkind-Plätze im Visier. Vornehmliche Aufgabe der Eltern ist es, möglichst lustvoll beim Kleinkind in der Sandgrube zu sitzen, und aufzupassen, dass sich Kerlchen nicht mit einem großen Eimer Sand selbst erstickt. Haut der Racker von nebenan dem eigenen Kerlchen die Plastik-Schaufel aufn Kopp lernt Papa, dass er sein Kerlchen nicht immer wird beschützen können.

Nach dieser Stufe kommen schon die größeren Plätze, auf den Rutschen stehen und Schaukeln, Wasserpumpen und Klettergerüste. Hier lernt das Kind die ersten sozialdarwinischtischen Verdrängungsmechanismen. Denn die am Rande des Platzes sitzenden Eltern schubsen Kerlchen immer wieder in die Arena, auf dass Kerlchen den anderen zeigt, was es selbst schon alles kann. Die Rutsche rauf klettern und – auf dem Rücken, Kopf nach unten – wieder runter, sich selbst auf der Schaukel anschubsen (großer Schritt für Eltern. Ab diesem Zeitpunkt muss niemand mehr hinter dem Kinde stehen, und schubsen. Schubsen, schubsen, Schubsenschubsenschubsen: „Bis zum Himmel!“) , oder die tiefsten Gräben graben. Hauptsache, die anderen (Eltern) werden deklassiert.

Nächste Steigerung ist der Indoor-Spielplatz. Dort gibt es in einer großengroßen Halle im Industriegebiet innenliegenden Hüpfburgen, Klettergerüste und Wände, Trampolins und Miniachterbahnen, Wurfgeräte, und… einfach alles. Natürlich ne Frittierstation, in der alles frittiert wird, was nicht Eis ist, und jede Menge Platz für Geburtstagsgesellschaften. Und natürlich Kinder, viele Kinder, hunderte Kinder, möglicherweise sogar tausende. Sie alle schreien, rufen, brüllen. (Kommt mir eine Kindergärtnerin Erzieherin in Kerlchens Kindergarten blöde, drohe ich damit, das ich ihr einen Job in einem Indoor-Spielpatz besorgen werden. Danach spurt sie wieder. Aber holla, die Waldfee!)

Erfahrene Väter zeigen ihrem Kerlchen im Indoorspielplatz den Platz, auf sie vor einem Bier sitzen, und sagen: „Wenn was ist, Kerlchen, komm hierher. Ich helf‘ Dir dann!“ lesen die aktuelle Männerzeitschrift und warten, dass ein neues Bier gebracht wird. Sie sind von der Außenwelt mit einem AntiSchall-Kopfhörer abgeschirmt.

Solch ein vorbildliches Verhalten ist einen eigenen Aufnäher wert. Wer es schafft dort ein Geschäftstelefonat zu führen, erhält zusätzlich die Bruce-Willis-Medaille.

Eltern dagegen, die ins Klettergerüst einsteigen, und dort den Kinderverkehr zwischen den einzelnen Stockwerken regeln, oder auf den Wabbelberg krabbeln werden ihre bisher erarbeiteten Aufnäher abgerissen, sie werden frittiert (die Aufnäher) und fortan müssen diese Eltern all das tun, was Tarzan-Väter ihnen anschaffen.

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