Haushaltsarbeit im Homeoffice

Wir sitzen in der Zünftigen Wirtin, Richard, Klaus, Andreas, Martin natürlich, der lässt ja nie einen Stammtisch ins Land ziehen, da muss es schon ganz dicke kommen.

Zenzi stellt Bier auf den Tisch, wie immer ungefragt, das macht es natürlich schwer, mal auf Alkohol verzichten. Aber wer will das schon, wenn die Pushmedien voll sind mit Trump und Johnson, mit Syrien, Sachsen und Russland, und all diesen Dingen? Dann lieber ein Bier. Oder zwei.

„Und jetzt müssen wir auch noch wieder ins Büro!“ sagt Klaus, als würde jemand erwarten er solle jetzt auf Seiten Griechenlands in den Krieg gegen die Türkei ziehen. 50 Prozent der Mitarbeiter will sein Chef nun wieder in den Etagen sehen, Minimum!

„Naund?!“, fragtsagt Richard, er hat von Corona nix mitbekommen, könnte man sagen, er ist Steuerberater, arbeitet zu Hause und hat daran jede Menge Freude. An der Arbeit mit den Zahlen und Gesetzen, und an dem damit verbundenen üppigen Einkommen. „Früher warste da immer. Jeden Tag. Jetzt will er dich halt ab und an sehen.“

„Ja, aber allein die Anfahrt! Was ich mir da spare, jetzt!“ schimpft Klaus weiter, der eigens weit rausgezogen ist. Als er merkte, dass er nun jeden Morgen und Abend im Stau steht sammelte er Unterschriften für „… einen deutlichen Ausbau …“ der Autobahn. Darüber zerstritt er sich mit seinem Sohn, der dann noch die Abschaffung des Familien-SUV fordert, das undankbare Gör, und später in den Hambacher Forst zog.

„Jedenfalls gehe ich da nicht mehr rein, ist ja Wuhans Wildtiermarkt das reiste Reinlabor dagegen: Handläufe, Türklinken! Aufzüge! Da muss ich mir ja was holen!“

Andreas blättert demonstrativ und pantomimisch in Stapeln von Papier: “Wenn ich das in den geheimen Protokollen der Wirtin richtig nachlesen, mein Lieber, warst doch du der, der keinesfalls zu Hause arbeiten wollte?! Den man … ich zitiere original aus dem Gedächtnis … ‚raustragen muss‘?!“

„Bei uns ist ja“, versucht Martin die tolle moderne Legende unterzubringen, „der Mann einer Kollegin nackt durch die Videokonferenz …“

„Laaaangweilig!“ rufen wir anderen im Chor, die Geschichte haben wir oft genug gehört und gelesen, er soll es ja nicht mal gemerkt haben, und seinen Schwengel ordentlich geschwengelt haben, während sie verzweifelt versuchte alles zu verdecken. Schöne Geschichte „.. und er hat seinen Schwengel so dermaßen ….“ „Is‘ gut Martin, glaubt kein Mensch, die Geschichte!“

„Ich geh‘ ja gern wieder rein“, meint Andreas, dessen Frau Birgit seit neun Jahren energisch eine Existenz als Kräuterberaterin mit Führungen im Stadtpark aufbaut. Unglücklicherweise im großzügigen Arbeitszimmer der Familie, „Birgit besetzt für ihre Studien und Planungen das Arbeitszimmer. Ich musste mit einem Campingtisch im Schlafzimmer hocken. Neben dem Laptop war gerade Platz für einen Notizblock.“ Nicht mal ein Kaffeebecher habe Platz gehabt, erzählt Andreas ungewöhnlich kleinlaut.

Martin auch: Seine Frau hatte die ganze Zeit in ihrem kleinen Ingenieurbüro durchgearbeitet, er dagegen war zu Hause geblieben. „Immer wenn Karmen kam, hab‘ ich einen Anschiss kassiert, weil die Wäsche nicht gemacht, oder die Geschirrspülmaschine noch voll war“. 

„Aber du warst doch im Homeoffice?!“

„Eben, das hat Karmen auch gesagt, daher sollte ja alles gemacht sein, wenn sie kommt…“ Jedenfalls erwartet er eine Einmal-Zahlung für den Strom, den er in den letzten Monaten dem Unternehmen spendiert hat. „Karma!“ ruft Andreas, „das ist der Ausgleich für das ewige Handyladen im Büro!“

Ich bin dankbar: Seit ich nicht mehr täglich Stunden auf den Designer-Esszimmerstühlen verbringe, geht es dem HaNaSchu besser, auf zwei Bildschirme gucken ist besser als auf einen mickrigen, und von Valentina in der Cafeteria den herrlichen Capucchino mit wundervollen Milchschaum gereicht zu bekommen, lässt vieles vergessen. Zum Beispiel den Streit mit der stausaugende Frau, oder mit der Schweigermutter, die die Kinder betreuen will, während Tokio am Bildschirm ist. Dann lieber nackte Partner vor der Kamera als die geifernde Schwiegermama. Und als Zenzi im Homeoffice war, das war auch Mist.

2 Gedanken zu „Haushaltsarbeit im Homeoffice

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