Väter können alles, auch Mathehausaufgabe gemeinsam lösen: von -X en, Parallelverschiebungen und anderen Termen

Im Grunde können Väter alles, und machen auch alles mit ihren Kindern: Roller fahren (also Vespa!), hohe Berge besteigen weit rausschwimmen, finstere Gruselmuseen bssuchen, so Sachen.

Mütter dagegen machen gern die sicheren Sachen, geübt, bekannt: Kochen, Malen, Nähen.

Daher wendet sich Tarzanstochter bei schwierigen, herausfordernden Dingen gern an mich: „Papaaaa, hilfts du miiiirr?“

Matheschulaufgabe steht an, Tarzanstochter will lernen, üben. Terme! Ungleichungen! Parallelverschiebung!

Die Hausaufgaben sind aufgeteilt: Männer unterrichten Mathe und Physik, Frauen Sprachen (außer Latein), das soll keinesfalls das alt hergebrachte Rollenbild in irgendeiner Form stabilisieren. Das ist jetzt einfach so.

Nun haben wir das Ungleichgewicht, dass Tarzanstochter etwa sechs Stunden Mathematik und weiter vier Stunden Physik hat. Die Woche! Mein entsprechender Unterricht dagegen liegt rund 30 Jahre zurück (gerundet). Jetzt kann ich zeigen, dass ich es noch rauf hab.

Also: -X-(-X) = … X positives Vorzeichen? Negatives? Ich weiß, dass ich keine Ahnung habe, aber auch, dass Mathe logisch ist, ableitbar ist. Also sage ich zu Tarzanstochter:

„Wenn ich … sagen wir mal … 1,3 Millionen Euro Schulden habe, und davon … ziehe ich … sagen wir mal, … 10 Euro ab …. Oder mach dazu nochmal 10 Euro Schulden? Ist ja negativ?!  Dann kommen da …“ Tarzanstochter hängt gebannt an meinen Lippen [was überhaupt nicht stimmt: Schulkinder und damit auch Tarzanstochter verfallen beim gemeinsamen Lernen in wenigen Minuten, fast in Sekunden in tiefste Müdigkeit oder in großen Ärger gepaart mit dem Trotz der Dreijährigen]. Tarzanstochter ist also gespannt auf das korrekte Ergebnis, das ich ihr gleich präsentieren werde.

Ich tippe in den Taschenrechner (den wir laut meinem Mathelehrer [Hallo, Hr. Weilemann] im echten Leben auch nie dabei haben würden, daher also gefälligst Kopfrechnen sollten) im Smartie, von dem mein Mathelehrer (schon wieder er. Es war jedenfalls so ein Mathelehrer wie der, der heute sagt: Mathe ist lernenswert, weil ohne Mathe kein Amazon-Algorithmus! Ausgerechnet mein Mathelehrer von damals hat nicht vorhergesehen, dass es eines Tages Fotoapparate gibt, mit denen man telefonieren und rechnen kann. Immerzu und überall. Ich habe jetzt sogar die binomischen Formeln dabei, gleichwohl ich nicht recht weiss, was sie mir zuraunen. Möglicherweise sind sie wie das Orakel von Delphi, dem ja auch jeder etwas entnehmen konnte, was gerade in seinen persönliche Matrix passte.) …

… ich tippe also und sehe …. ein völlig falsches Ergebnis. Ich tippe erneut, es kann ja sein, dass ich mich vertippt habe: Aber nein, es bleibt bei – 1 299 990 Euro. Aber warum?

Tarzanstochter, die mir diese Frage gestellt hat (also fast: im Rahmen des Term-Rechnens mit Unbekannten stellt sich diese Frage nach diesen vermaledeiten Vorzeichen immer wieder, und es gab immer wieder falsche Antworten. Von allen. Immerhin gibt es in der letzten Schulaufgabe auf den Weg auch Punkte. Schließlich ist ja der Weg das Ziel, nicht das Ergebnis. Wer will schon wirklich auf den Gipfel, wenn er stundenlang rumwandern kann?

Jetzt rechnen wir schon seit zwei Tagen und erwarten sehnsüchtig die erlösende Schulaufgabe, gleich welche Note sie bringen wird.

Tarzanstochter-Mutter, die hat es leicht, Frauen überhaupt. Frauen nehmen ja immer die Sprachen. Englisch, Französisch. Da lernen sie stur Vokabeln, oder sagen einfach: „Das spricht man so.“ Da muss man nix verstehen, muss nix bewiesen werden. Aber die Königsdisziplinen: Mathematik, Physik, Chemie, Fussball! Da müssen wieder die Männer ran.

Wir sitzen also am Tisch, kämpfen mit den Vorzeichen, ich tippe wie blöde ins Smartie (immerhin schon auf dem Tisch. Während der Grundschulzeit habe ich noch versucht die schweren Rechnungen unauffällig unter dem Tisch zu erledigen.) und komme immer wieder zu überraschenden Ergebnissen.

Vielleicht liegt es daran, dass es kein Texas Instruments ist? Das waren noch Taschenrechner, damals, 1985, damals da tippten wir die Ziffernfolge 7353 ein, drehten den Rechner und zack – stand da … ESEL! Was haben wir gelacht. Entschuldigung. Jedenfalls ist mein Handy ein Samsung, kein Texas Instruments. Vielleicht liegt es daran.

Während wir am Tisch nicht nur mit den Vorzeichen und Ziffern kämpfen, sondern längst mit unseren Stimmungen (Vater: ungeduldig, nervös; Tochter: Genervt, gelangweilt, und sooooo müde) kommt vom Sofa her eine zuckerhelle Stimme: „Ist Minus mal Minus nicht Plus?“ Ja irgendwie schon, aber das hier ist nicht ‚mal‘, sondern ‚minus‘ also ist ja ‚Minus Minus Minus‘, quasi.

Es hilft auch nicht weiter. Nächster Tipp vom Sofa: „Versucht es doch mal mit Sofatutor. Das ist im Internet, das klappt in Englisch gut.“ Ach?! Tarzanstochter-Mutter unterrichte gar nicht selbst, sondern lässt unterrichten? Nagut, was solls: Das Ergebnis zählt ja, gelle?

Tarzanstochter zückt das Tablett, klickt sich durch die Angebote, stößt auf Mathe, legt es gleich wieder weg: „Doof. Geht nicht, versteh ich nicht.“ Vattern ist durch nix zu ersetzen. Aber in Mathe mit dem Latein am Ende: Daher muss Friedl ran, Freund, und vor allem Mathlehrer, Gymnasium!

Ich mache ein Termin für uns aus, morgen 15 Uhr, zum Kaffee, kurz diese Terme, die Sachen mit den Vorzeichen, ein bisschen Geometrie, in + 1,5 Stunden sind wir wieder weg. Verspreche ich. Teile das Tarzanstochter mit. Die ca. 30 Minuten später aus ihrem Zimmer kommt, und einen Vorzeichen-Regel präsentiert, die mir wahrscheinlich vorkommt (daher Wahrscheinlichkeit-Theorie?), rechnet flugs ein paar Terme durch, und verschiebt Dreiecke im  Koordinatensystem.

Noch zwei Tage bis zur Schulaufgabe. Soll keiner sagen, mit Vattern lernen bringt nix.

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