Kinder und Hunde: „Sie will nur spielen!“

Kaum ein Thema bewegt die Elternschaft so wie der „Hund!“. Man muss bloß in einen nach sagen wir fünfstündiger ergebnisoffener Diskussion über die Kuchenbufetts und vegane Würstchen bei der Schulfeier erschöpften Elternbeirat einwerfen, dass „.. man Hunde verbieten sollte!“ … und … Ey Mann!, huiii … geht’s wieder los mit voller Kraft: zwei Fünftel der Versammelten stimmen sofort lauthals zu, und rufen. „JA! Verbieten! Dreckstölen!“, zwei Fünftel weisen darauf hin, dass der Hund ja nicht schlimm sei, sondern der Halter, und ein Fünftel murmelt, dass sie selbst einen Hund und ein Kind hätten, und das ginge auch. Die nachfolgende … ähh … Diskussion … wird dann gerne handgreiflich, bis die Hundestaffel der Polizei auftaucht und die Runde auseinander treibt.

Erstaunlich, dass der ‚beste Freund des Menschen‘ diese so weit auseinander dividieren kann.
Super Freund!
Danke, Mann!
Das ist irgendwie sicher auch ein Missverständnis. Immerhin ist der Hund eine Art genmanipuliertes Wesen, was sich spätestens in diesen Kreaturen zeigt, die komischen Frauen in ihren Täschchen mit sich herumtragen. ‚Gulliflutscher‘, so haben wir die früher genannt. Um die geht es hier auch eher weniger. Obwohl man diesen … Hunden an dieser Stelle sicher eine Gedenkminute einräumen sollte.

——

So. Danke.
Immerhin also hat sich der Mensch den Hund aus dem Wolf gezogen, und das als Wach- und Schutzhund. Da darf man jetzt nicht kleinlich sein, wenn der Hund dem auch folgt, und stundenlang vor einem Geschäft bellt, oder eben ein bisschen spielen will, mit dem was in sein Beuteschema passt. Kinder etwa. Oder mal rumläuft und dabei die Leine spannt über den Radweg. Oder das kleine Kind mit sich herumzieht, das zum Gassigehen rausgeschickt wird, dafür einen Euro bekommt, aber gar keine Kraft hat, das Tier zurück zu halten. Oder den Briefträger anspringt, weil er ein so schickes gelbes Rad hat.
Das ist mir mal passiert, und war vom Schmerz her verkraftbar. Dummerweise fiel dann nur die große Tasche mit den sorgsam sortierten Briefen herunter, und ich durfte nochmal anfangen. Aber was tut man nicht alles, wenn das Tier nur ein bisschen spielen will? Hmmm…Ich geb mir gleich einen Ruck und bin viel verträglicher.

Ich zähle ja nur zum Flügel der moderaten Hundehasser. Die sich eben masslos über die Hundehäufchen in den Grünstreifen aufregen können, und mit Argwohn darauf achten, ob Herrchen und Frauchen auch brav die Kacke in die roten Tütchen sammeln. Die liegen dann zwar oft sehr malerisch – vor allem im Herbst mit seinen Rottönen herrlich angepasst – unter den Bäumen und verschärfen sicher wieder das Plastiktüten-Problem. Aber man sieht sie immerhin.
Die befragten Hundeeltern erklären, dass Einsammeln dieser Scheisse sei genauso wenig schlimm, wie das Wechseln der Windeln beim eigenen Kind. Das kann ich zwar nachvollziehen, aber beim Kinde ist es ja das oft auch erreichte Ziel, das das Kind eines Tages gänzlich ohne Windel auskommt, und man auch auf dem Topfe nicht mehr dabei sein und wischen muss.
Tarzanstochter etwa hat das Ziel längst erreicht, und schließt inzwischen sogar gerne die Klotür.

Gerade als Tarzanstochter mal so die Metergrenze erreicht hatte, kamen ja auch gerne zweifelsohne gaaaaaanz liebe Hunde, die der ohnegleichen süssen Tarzanstocher über das Gesicht schleckten. Die wollen dann aber nur spielen, die Hunde.
Ich versuchte mir dann vorzustellen, was die Hundeeltern sagen würden, käme etwa ein … Bär auf sie zu, und schleckte mit seinem Wildtier-Atem, dem ungeputzen, mal so richtig von links quer über die Nase zur Stirn, und lies ein bisschen vom Schnodder in der Erwachsenen-Nase zurück.

In so einer Situation darf man das Kind ja keinesfalls wegziehen oder so, weil sonst der gut erzogene Hund erschrickt und doch zubeisst. Das ist dann das Problem des Kindes oder der Eltern, die sich einfach falsch verhalten haben. Zudem das Kind ja lernen könnte, das so ein großes, irgendwie halbwildes Tier eine Gefahr darstellen könnte, und fortan Frucht vor dem Nachfahren des Wolfes lernt. Das ist nicht gut für den zurückkehrenden Wolf , weil wenn schon klar ist, dass man Schäferhunden mit Respekt begegnen sollte, ist die logische Folge dass man den ja viel gefährlicheren Wolf am besten gleich totfahren muss – siehe unten. Und die Hundeeltern sind auch sauer, weil der wollte doch bloß spielen, und wenn das Kind, das Vierjährige, sich richtig verhält passiert auch nix.
Mit einem gewissen Grausen, aber ohne jede Kenntnis von Hunde- und nur rudimentären Kenntnissen der Kindererziehung höre ich ja von dem besagten Fünftel, dass das winzige Kind und der Hund so schön harmonieren, das Kind Hund an den Lefzen ziehen kann, und Hund das gar nix macht.

Klasse. Bis Kind auf dem Spielplatz an den anderen Hund gerät, der das doof findet. Dann ist das Gejammere wieder groß. Erst bei den Eltern des Kindes, das ins Krankenhaus muss, und die Hundeeltern müssen den Kindereltern auch noch Vorhaltungen machen, die Armen.

In den Medien häufen sich ja nun die Meldungen vom zurückkehrenden Wolf, dem bösen. Neulich erst wurde in Baden-Württemberg einer gesichtet. Eher erlegt. Also genaugenommen auf der Autobahn überfahren; ich finde das ist für eine Nation wie die unsere durchaus angemessen. Welche andere Todesart kommt in dem tempo-limitlosen Land der Erfinder des Autos schon in Frage? Vermutlich war der Unfallwagen ein Mercedes, finanziert von der Deutschen Bank, die regulierende Versicherung die Allianz. Deutscher und gründlicher gehts doch kaum.
Zurück zum Wolf: In den inzwischen menschenleeren Weiten von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg solle es ja auch das ein oder andere Rudel geben.

Hölle.

Vermutlich fliehen deshalb die Menschen aus dem Osten in den Westen. Wegen der Wölfe. Das ein Wolf wirklich schon mal versucht hat einen Menschen anzufallen, hab ich erst kürzlich wieder gesehen. Das war in „Tanz der Vampire“.

Kaum ein Aufreger dagegen war der bundesdeutsche Atlas der Hundebisse. Ich glaub so rund 600 waren im Jahr 2013 allein in Berlin. Dabei haben die gut sozialisierten Kampfhunde echt gut abgeschnitten. Allerdings gibt es von denen auch nur wenige. So rein mengenmäßig Spitzenbeisser waren der Schäferhund und der Mischling. Dieser wiederum, weil es davon so viele gibt. Offenbar vermehren sich Hunde auch wie die Karniggel.

Kürzlich waren wir wieder am Fluss. Was machen Kinder da? Sie werfen die Steine ins Wasser, die der Fluß mühselig aus den Bergen geholt und über Jahrhunderte ans Ufer gespült hat.

Sie werfen sie einfach wieder rein.

Tarzanstochter ist da noch nicht sooo sicher wie Tarzan sich das wünscht, der Platz hinter ihr ist beim Werfen schon ein ganz guter. Ein Stein flog dann auch wirklich nicht direkt geradeaus, sondern eher so im Winkel nach links und platschte ins Uferwasser. Dort saß gerade ein Hund im Wasser, der erschrocken guckt, genau wie seine Herrschaft. Denen rief ich fröhlich zu:

„Sie will nur spielen!“

4 Gedanken zu „Kinder und Hunde: „Sie will nur spielen!“

  1. Früher habe ich mich nicht weiter mit Hunden beschäftigt, aber nun, als Mutter, ist das Thema leider omnipräsent und ich kann mich stundenlang aufregen über kleingewachsene, spindeldürre Halterinnen von Pitbulls, die den Maulkorb lässig wie eine Handtasche durch die Luft schwenken.

    • Uhhh. danke maramarin21. Kann ich mir gut vorstellen, die Frauen. In welcher Region lebst du? Das hab ich hier noch nicht gesehen. Allerdings meide ich auch die innerstädtischen Flußauen…

  2. Diese lustigen Aa-Beutel werden oftmals ganz brav in den Mülleimer geschmissen. Wer sie da wieder rausholt und sie auf der Wiese verteilt, sind hier Vögel…Raben, um genauer zu sein. Konnte ich erst auch nicht glauben, aber ich hab’s selbst gesehen. Als Hundebesitzerin mit Kind gehöre ich dann wohl zu den 1/5 auf dem Elternabend 😉

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