Cooler Nachmittag: Tarzan muss zu Hause sein, wenn Tarzanstochter aus dem Hort kommt, weil Tarzanstochtermutter irgendwo in der Pampa was lernt.
Tarzanstochter also schlägt, kaum dass sie zu Hause ist, und verkündet hat, dass sie im Hort einen Schokobananenbrot gegessen hat, vor:
„Wir können doch was basteln!“
Ich bastele inzwischen ganz gerne. Ich kann zum Beispiel diese kleinen Faltschächtelchen schon ganz prima herstellen. Oder son Frosch: kennste? Falten, hinten wo drauf drücken, dann hüpft er… So Sachen.
Tarzan: „Klar, was denn?“
Tarzanstochter: „ So was aus Holz, das bauen wir zusammen , und dann schlafen wir da drin.“
Wir wohnen im vierten Stock einer Stadtwohnung, ich bin Büromensch, meine Frau ist ein Büromensch. Genaugenommen haben wir nicht einmal Werkzeug. Jedenfalls wenn ich mein Sammelsurium mit denen meiner Brüder vergleiche. Die haben sogar eigene Werkstätten.
Ich hab nicht einmal Holz, weil wir keinen Platz haben. Außerdem hab ich meinen pädagogischen Auftrag als erledigt betrachtet. Ich wollte ihr unbedingt Radfahren, Schwimmen, und Ballwerfen-wie-ein-Junge beibringen. Den Rest muss Tarzanstochter selbst lernen.
Jetzt das.
Ich schlage vor in den Keller zu gehen und zu sehen, was wir verwenden können.
Immerhin finden wir zwei große Bretter, einen alten Blumenhocker, und eine Art Regal, das ich schon lange wegwerfen, aber kaum an Tarzanstochtermutter vorbeischleusen konnte. Das Schleppen wir in den Hof, Ich laufe nochmal hoch, hole Hammer, Kneifzange , die Säge, die später zerfallen wird, ein paar Schrauben und Nägel. Fertig,
Tarzanstochter schon einen beachtlichen Turm aus den Dingen erzeugt. Ich zeig ihr erstmal wie man eine Latte aus dem Hocker bricht, versuche dabei Archimedes Hebelgesetz zu erläutern.
…
In ihrem Unterbewusstsein hat sich die Erkenntnis sicher festgesetzt, aber Tarzanstochter lässt sich nix anmerken, sondern will vielmehr lieber „..was bauen…“ Wir zerlegen noch das kleine Regal, nageln anschließend unter Aufbringung aller meiner Konzentration einen Nagel in die herausgebrochene Sprosse. Fast gerade!
Das fertige Werk (ich nenne es ‚Nagel an Sprosse‘ oder ‚Ukraine IV‘ – käuflich bei meinen Galeristen für 650 .-) animiert Tarzanstochter erst ein Brett, dann ein zweites darunter zu legen, und es mit der Sprosse zu verbinden (bzw verbinden zu lassen. Zwar animiere ich sie unentwegt selbst zu hauen, aber sie meint ich könne es besser. Das macht stolz!).
Das wird dann ein Tisch, den sie im Auto auf dem Schoß haben kann (wenn ihr mal langweilig ist. Ha. Hahahaha! Hohohihihi). Vorne ein Stoff daran, der zu einer Tasche vernäht wird „… da kann ich dann Sachen dranhängen.“ Links ein Haken reingedreht, da hängt dann die Jacke.
Jetzt erst noch mal ein Stück vom Brett abgesägt. Einfach so irgendetwas.
Sie setzt die Säge an, nach ein paar Ratschern sind durchaus Ansätze für ein vernünftiges Sägen zu erkennen. Zumindest für einen liebevollen Vater. Wir sägen zusammen ein bisschen hin und her, das Sägeblatt verkantet unentwegt, es reißt und kracht. Aber der Schnitt wird größer. Und länger. Jetzt sind schon zwei Prozent der Strecke geschafft. Da macht es bei Tarzanstocher herumgesäge „zonnggggg“ und das Sägeblatt reisstbrichtzongt.
Entsetzen.
Entschuldigung.
Erkenntnis.
Ich nehem die Säge in die Hand. Aus dem Plastikgriff fällt der Metallbogen, in das das Sägeblatt eingespannt ist. War. Interessant. Ich hätte sie nicht bei IKEA im Sammelpack kaufen sollen. Ich verspreche, am Abend Jens zu fragen, ob er ne Säge (ne stabile) hat. Dann können wir am nächsten Tag weitersägen.
Wir nageln noch ein bisschen, dann wirds kalt. Es ist Winter. Das Werk kommt mit nach oben. Die durchgebrochenen Nägel werden mit Klebestreifen abgeklebt. Dann kommen Fotos in Papprahmen, diese in eine Klarsichthülle, diese wird auf den Tisch geklebt. Soll ja doch schön aussehen. Ist eben doch TarzansTOCHTER.