Multinoppen sind eher für Kunstrasen

Klar: Stollen sind besser für Echtrasen. Wobei: Multinoppen gehen auch auf Rasen, obwohl die Kinder dann eher mal rutschen. Aber die Spielgeschwindigkeit ist ja noch nicht sooo hoch, bei  Kindern, da geht das noch. Und die Unfallgefahr bei Stollen auf Kunstrasen! Also …

Wir nehmen die Multinoppen.

Tolle Sache das: Das Kind gehört jetzt  echt einem regulären Fußball Verein (ok, den 60zigern schon auch noch) an, da braucht es schon etwas mehr als die zehn Jahre alten Fußballschuhe der Tochter der Kollegin mit den offenbar saugefährlichen Stollen! Torwart-Handschuhe müssen es sein, weil sie im Tor stehen möchte wie Manuel Neuer; einen Trainingsanzug wünscht sich die Mutter (fürs Kind), damit dem Kinde nicht kalt wird. Ich will endlich ne ordentliche Ballpumpe (Männer sind so leicht zufrieden zu stellen!) und finde das Kind hat sich neue und vor allem größere Fußballschuhe verdient. Und dazu: Stulpen, …ähh …. Stutzen. Minimum in FC Bayern rot, optimaler weise in Manuel-Neuer–Petrol. Die unerlässlichen Schienbeinschoner hat es jüngst von einer Freundin geschenkt bekommen, die sich damit in die Anwärterschaft für den Status der Patin hoch gearbeitet hat.

Mir ist das ja alles neu , so im Karstadt Sport zu sein, und nach Dingen wie Stulpen,. .. ähh… Stutzen zu fragen. Von mir hat mein Kind das nicht mit dem Fußball („Von mir auch nicht!“, ruft meine Frau).  Wir waren ja eher unbedarft was Fußball anging, sogar als wir in die Säbener Straße zogen. Das ändert sich erst, als mein Kind irgendwie mit Fußball in Berührung kam, und nun alles aus der Zeitung ausschneidet, was auf den Sportseiten ist, mit einem Blick erfasst, wo in der Nähe FC Bayern- oder Neuer-Poster hängen, mich ins Grünwalder Stadion und in die Allianz-Arena treibt. Heute weiss ich sogar, was Abseits ist, und ab kommenden Jahr will ich mit einem eigenen Tipp beim Bundesligatipp im Büro antreten.

Das ist als solches ja schon bemerkenswert.  Aber es zeigt auch die Änderungen, die Mann als reifer werdender Vater durchläuft. Ein Beispiel. Vor ungefähr 28 Jahren hätte ich am liebsten die Stummen Verkäufer der BILD abgefackelt, ich war bloß zu spießig dafür. Aber im Prinzip habe ich es getan, so grundsätzlich.

Heute hatte ich die Wahl-BILD-im Briefkasten, das Lesebuch der Schule brachte nicht so den gewünschten Lese-Lern-Durchbruch. Nehm‘ ich die BILD zur Hand, lasse das Kind buchstabieren, zusammen aussprechen, es klappt. Da funzt das Lesen.

MIT DER BILD!  Könnte ich gleich auch CDU wählen. Is eh schon Wurscht. Sowohl was die Inhalte der Politik angeht als auch meine inneren Überzeugungen. Nicht mehr viel übergeblieben von den harten heißen Diskussionen der 18-Jährigen („Mit 40 bringe ich mich eh um, voll das Spießeralter“. Ich bin schon drüber hinweg, über die 40, und alle Versuche den allmählichen Tod durch Nikotin oder Alkohol zu suchen sind inzwischen grünen Gesundheitsidealen gewichen. SPORT! VOLLKORN! SCHLAFEN! )

Die nächste Stufe ist, mich die die Reihe der bei Karstadtsport sitzenden Typen einzureihen, die die SKY-Übertragungen gucken, wie mein Kind ab und an Tom&Jerry bei H&M geguckt hat. Starr und fasziniert auf den Bildschirm starrend, keinen Kontakt mit völlig unbekannten Nachbarn auf der mit abwischbaren Kunststoff bezogenen Bank, irgendwie darauf wartend, dass Muttern (oder hoffentlich wenigstens die Frau) einen aus dieser Lage erlöst und nach Hause bringt.

Aber doch auch dankbar für das seltene Vergnügen, das so lange andauert, wie jemand einkauft, bei Karstadt Sport.

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