Die ersten Wochen sind einfach. Deine Frau hat alles bei sich, was zwar bislang als Dein ganz persönliches und privates Gebiet galt, Du Dir aber nun redlich mit deinem Kerlchen teilst. Das heisst, wenn Du es Dir teilst, oder besser, wenn Deine Frau dir auch noch was von ihrem Busen lässt. Wenn nicht. Übe Dich in Enthaltsamkeit: Alles kommt wieder. Früher oder später.
Der Busen Deiner Frau ist von Deinem persönlichen Lustspender zum Ernährer Deines Kerlchens geworden. Das ist gut für Dich, weil du Dich um wenig kümmern musst. Etwa nicht um den Babykostwärmer für Fläschen und Gläschen im formschönen Design. Der zwar einfache Bedienung verspricht und sogar einen Füllgutheber zur sterilen Entnahme der Babykost haben soll sowie eine Thermo-Automatik für einfaches Warmhalten der Nahrung. Außerdem ist er lieferbar für 220V oder als Kombigerät für 12v/220V (in diesem Fall liegt ein Adapter für den Zigarettenanzünder im Auto bei).
Auto.
Das kennst du wieder.
Auto!
Zigaretten-Anzünder ist ja nun schon seit längerer Zeit fraglich warum er eigentlich noch im Auto ist – Rauchen ist völlig out und im Auto sowieso als bald verboten. Als Vater darfst du ohnehin nicht mehr mit so schlechten Vorbild voran gehen. Und wenn wir den Feinstaub brav und so erfolgreich bekämpft haben, wer möchte sich da schon mit einer einzigen Zigaretten all das wieder reinhauen, was Politik und Industrie vorher sorgfältig rausgefiltert haben? Schließlich ist das doch dein ganz persönliches CO2-Reduktionziel: Also. Aus die Kippe. Was solls noch? Aber das war ja nicht das Thema, sondern der wunderbare Kostwärmer.
Du stellst die richtigen Fragen. Füllgutheber? Steril?? Warmhalten der Nahrung? Ja soll Dein Kerlchen denn nicht das Chilli von Papa essen? Nicht an der Pizza teilhaben, die du so gut wie kein anderer auftaust?
Wenn Du dich von dieser Überraschung erholt hast, beginnst du Dich schlau zu machen: Kostwärmer? Da muss es mehr geben als diesen einen, den Dir der Mann andrehen will der vor dem Krankhaus auf dem Parkplatz herumschleicht, wenn die Geburtsvorbereitungslehrgänge laufen, oder die Kennlernseminare für junge Eltern sind. Als Anfänger hast du beim ersten Mal noch recht freundlich zugegriffen und Dich gefreut, dass ein freundlicher Mann Dir so viel Prospekte überreicht. Dann fiel dir irgendwann auf, dass diese Männer IMMER da rum stehen, wo arme, sensible Frauen von ihren Männern in Säle und Räume geleitet werden.
Und erst viel später fällt Dir auf, dass die Jungs quasi die Einstiegsdroge kostenlos verteilen. Aber das bemerkst Du erst, wenn Du eh schon an der … nein nicht an der Nadel …. an Deinem Kerlchen hängst. Zum Beispiel, wenn du zum ersten Mal die Gebrauchsanweisung für eine Puppe (die Gebrauchsanweisung für eine PUPPE!) liest.
Und staunst.
Was das Wunderwerk alles kann! Was da für schlaue Männer geplant und gedacht haben müssen, um eine Puppe mit wachsenden Zähnen (Eine Puppe mit wachsenden ZÄHNEN) zu bauen, die sogar in Serie gehen kann. Du entwickelst erst in etwa soviel Respekt vor dieser immensen und die Welt weiter bringenden Ingenieursleistung wie Du ihn einst vor den Entwicklern der kleinen Gimmicks in Yps-Heften hattest, diesen dann auf die Männer übertrugst, die sagenhafte Dinge in Überraschungseier packten und schließlich bei den IKEA-Ingenieuren stagniertest.
Du liest also diese Gebrauchsanweisung für die Puppe und staunst. Dann blätterst du weiter, und die ganze Welt der Puppe tut sich vor dir und Deinem Konto auf. Schwarze Puppen, weisse Puppen; mit oder ohne Piephahn, mit oder ohne Pippimaus. Und was es da nicht alles an Zubehör gibt!
Kleider!
Windeln
Pferde, Autos, Häuser, Pools, Freunde, Feinde,
Puppen (für die Puppen)
Puppenwagen. (Für die Puppen der Puppen, die einen Puppenwagen….)
Und das alles in etlichen unterschiedlichen Alterskategorien! Für jede Entwicklungsstufe, die Du selbstverständlich schon längst in den diversen Fachbüchern nach- und vorgearbeitest hast, tippt der äußerst freundliche Mann an der Kasse deines bevorzugten Spielzeugladens eine hübsche Summe ein. Der Mann erinnerte Dich fatal an jenen auf dem Parkplatz, dem Du anfangs so dankbar diesen kostenlosen Broschüren abgenommen hast. Aber Dir fehlt jetzt völlig der Elan, zu prüfen, wann die nächsten Geburtsvorbereitungskurse sein werden, wann sich die Kliniken wieder vorstellen, um den Mann zur Rede zu stellen. Das wirst du später tun, nimmst du dir fest vor. Dann aber ist dein Kind plötzlich doch schon 15 Jahre alt und hast ganz andere Probleme, wie Dir der Polizist vor der Tür versucht zu erklären, und warum sollen andere Eltern diese Erfahrungen nicht machen?
Und Zack: es gibt ein zweites Exemplar. Der ist auch für Weithalsflaschen geeignet. Lieferung inkl. Dosierbecher (10 ml) [nicht zu verwechseln mit ‚Dosenbier’ (500 ml)] und Kostheber. Allerdings ist der Adapter für zu Hause nicht im Lieferumfang enthalten.
Ach?
Ein Adapter für zu Hause? Ist demnach der fürs Auto immer enthalten? Du merkst: Du beginnst Dich in das Thema einzuarbeiten und mit den ersten fachmännischen Fragen, die eines Vaters würdig sind zurück zu schießen. Und wenn der fürs Auto immer enthalten ist, warum das? Muss man sein Kerlchen immer im Auto füttern? Gibts zu Hause immer die Brust? Kennt junior den Unterschied?
Solche Fragen sind erst der Anfang. Es geht weiter mit dem Kühlbeißring und seinem Inhalt. Den Unterschied zwischen Gummi und Silikon sollte Dir als vernünftigem Mann durchaus geläufig sein. Neu ist nun, dass er bei Kleinstkindern auch schon einen Rolle spielt.