Hypnose bringts auch nicht

Ausgerechnet „Das Haus“!  Fachblatt für Kredite, anspruchsvolle Umbauten und diese Seite, auf der Wahnsinnshäuser zu Spottpreisen angeboten werden. Allerdings irgendwo in dieser Republik. Und die meisten Orte sind nicht so zentral, als dass man von ihnen aus zur Arbeit kommen könnte. Also bleibt nach dem Studium dieser Seiten immer nur die Erkenntnis, dass es woanders für kleines Geld  ganze Hazienden gibt mit Garten (oder besser: Land) bis zum Horizont. Dort kann Mann mit Kerlchen auf der Terrasse stehen (gleich neben dem gemauerten Holzkohle-Grill) mit dem auf Schulterhöhe gehobenen rechten Arm diese Bewegung machen, die angefangen von der linken Schulter über den gesamten Horizont reicht, die alles Sichtbare mit einfasst, und sagen: „Das, Kerlchen, gehört eines Tages alles Dir!“

Könnte man, wenn man Meck-Pom mögen täte. Oder das Saarland. Oder so.  Stattdessen sitzt man in seinen paar Quadratmetern, kleiner Balkon, interpretiert das Rauschen des Stadtautobahn-Ringes als Rauschen des romantischen Gebirgsflusses, und blättert also im „Das Haus“.

Und da stehts: So schläft man richtig. Von Depression (!!) ist die Rede, nach fortwährendem Schlafmangel, von Schlafsystemen, und XL-Bettdecken. Diese Dinge sollen den guten Schlaf beflügeln.

Kein Wort von brüllenden Kindern, von Terror der Hochbetten oder frühmorgens quäkenden Bioweckern (also den echten, nicht den elektronischen, die könnte man ja abschalten, das ist bei Kerlchen schwierig. Denn Kerlchen ruft einfach, so ab 6 Uhr. „Paaaaaapaaaa!. Maaaaaammmaaaa!“ Ruft bis die Eltern sich erbarmen, oder entnervt genug sind um rüber zu gehen, und Kerlchen zu holen (also erst zu tragen, im fortgeschrittenem Stadium reichte es die Tür zu öffnen und ans Bett zu treten. Dann sprang Kerlchen wie ein Jungbrunnen aus der Falle und rannte rüber ins Elternbett. Aber erst, wenn jemand die Tür öffnet. Das Kerlchen, das sonst soviel allein kann.

Später versucht Vattern dann, Kerlchen bereits beim ersten Piepser ins Elternbett zu holen, in der selbstbetrügenden Hoffnung, dass Kerlchen, wenn es nur schnell genung geht, nicht so recht aufwacht, und schläft noch mal ein zwei, vielleicht drei Stunden. Ausnahmsweise.

Aber nach 15 Minuten Geschnatter und Gehschubse ist klar, das das nicht geschehen wird. Nie. Jedenfalls nicht vor der Pubertät.

Immerhin neigt Kerlchen zu einer souveränen Schläfrigkeit. Es teilt mit, wenns müde ist, geht meist auch unproblematisch ins Bett. Wenn es krank ist, oder Angst hat (ob das so ist, legen die Eltern fest, nicht etwa Kerlchen, das andernfalls nämlich unentwegt Angst hätte, wozu es sonst aber gar nicht neigt) harren die Eltern am Bette aus.

Als ich ein Buch über Hypnose las, dachte ich, mach ein bisschen Rambazamba beim Einschlafen, Schadnix, dachte ich und erinnerte mich an Crocodil Dundee, der mittels eines Blickes einen wilden Hund zum Schlafen brachte, kreierte den Zauberspruch, der Kerlchen in den Schlaf befördern sollte: Das  erste Mal wirkte er so dermaßen gut, dass ich einen bangen Moment lang glaubte, ich hätte mein Kind hypnotisiert (und Leser der Fachliteratur oder der „Vermischtes“-Seiten wissen, was es heisst, wen man den Aufwachspruch nicht zur Hand hat. Ich aber war in meinem Buch noch nicht auf der Aufwach-Seite).

Als sich Kerlchen nach einigen Minuten ehrfürchtiger Erstarrung wieder selbständig bewegte war ich doch ein bisschen froh. Wenn Kerlchen auch nicht schlief. Dennoch bin ich weit weg von Vätern, die halbe Nächte mit dem Kopf im Gitterbett verbringen, oder später, dem fürchterlichen Trend zu Hochbett folgend, stundenweise neben dem Hochbett stehen, und das Händchen des munteren Kindes halten.

Oder zum Zubettbringen mal eben mit den Jungs im großengroßen Elternbett verschwinden, und nach weniger als zwei Stunden stolz aber mit wirren Haaren und winzigen Augen an der geselligen Runde am Tisch auftauchen, und vermelden, das es heute unter 120 Minuten geklappt hätte.

Unbestätigten Gerüchten zu Folge sollen die Kerlchens ja, hat man sie erfolgreich raus aus dem eigene Bett verbannt hat später, Jahre später wieder kommen, als Wiedergänger quasi, erstarkt und kräftig, viel zu groß, um ihnen noch Widerstand entgegen zu bringen.
Dabei wird man ihrer bereits in diesen jungen Jahren kaum noch Herr, liegen sie erstmal im eigenen (also Eltern-) Bett: Zwar ratzt Kerlchen angstfrei, oder erholt sich eben schneller vom Fieber. Aber warum muss Kerlchen das quer tun? Und immer mit diesen hoch geworfenen Armen? Und warum muss Kerlchen Vatterrn auf die Nase hauen, nur weil dieser ein bisschen rüsselt?

Andererseits kann man so auch die wunderbare Welt der kleinen Kinder studieren. Kerlchen zum Beispiel kann während des Schlafens gähnen.

Das ist toll.

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