Für einen Kinderwagen heute über 1000 Euro auszugeben, ist überhaupt kein Problem. Das ist insofern beachtlich, als mein erstes Auto 1000 Mark gekostet hat. Natürlich darf man so heute nicht mehr rechnen. Dennoch ist es ein Missverhältnis wie ich finde, was ich damals an Material für die 1000 Mark bekommen habe (5 BMW! Tonnenschwer!) und was es an Stoff und Alu für Kerlchen gibt, wenn man 1000 Euro für den Kinderwagen ausgibt.
Zugegebenerweise hatte der BMW keinen integrierten MP3-Player. Dafür war er schneller.
Die Vielfalt der Kinderwagen ist immens: Vom Retro-Modell, das dem jahrzehnte lang auf dem Dachboden stehende Modell gleicht, und bei dem das innenliegende Kind ständig gefragt wird, ob Vaddern denn auch schon in diesem Wagen gelegen hat, damals, 1959 (Als ob das Kind das beurteilen kann, interessiert oder es sonstige Auswirkungen hat.); bis zum Modell, das einem Einkaufswagen gleicht, und bei dem das Kind die Ware zu sein scheint.
Allen ist gemein, das sie quasi zum Statussymbol, zur rollenden Lebensaussage geworden sind, an der sich ablesen lässt, wie das Kind erzogen werden wird, und ob es später einen teuren oder einen weniger teuren Therapeuten brauchen wird.
Unserer war aus dem Internet, also von Ebay. Mehr von der Marke weiss ich nicht mehr. Das war mutig, denn einerseits haben wir die Aussage vor uns her geschoben: Schick ist nicht so wichtig, Hauptsache bezahlbar. Er war dann der einzigen Kinderwagen, dem ich begegnet bin, der am Ende einfach zerbrochen ist. Das war ok so, weil schon der Buggy wartete, und das ein gutes und endgültiges Zeichen für den Wechsel war.
Aber bis zum Ende eines Kinderwagens ist es ein langer Schiebe-Weg, und der unsere wurde erstmal geliefert. In einem Riesenkarton. Mir wurde klar, warum viele Familien auf einen Van umsteigen, wenn sie Kinder bekommen. Und wenn sie sich nach dem Kauf des Kinderwagens noch ein Auto drumherum kaufen können. Ich nahm den Kinderwagen aus dem Karton, und fummelte ihn erstmal in den Kofferraum des Golfs. Er passte, der Kinderwagen in den Golf.
Leider passte nicht mehr hinein. Das machte aber nichts, weil wir eh nicht so viel vor hatten. Heraus bekam ich den Wagen auch wieder aus dem Wagen. Dann stand ich vor dem zusammengeklappten Kinderwagen, und mir wurde klar, dass eine Einweisung in ein solches Gerät für Anfänger wie wir es waren schon hilfreich ist.
Ich drückte hier und zog dort, drehte den Wagen, und versuchte es erneut. Zerrte am Schiebeholm, presste die Räder nach unten, zog gleichzeitig die Harmonika-artigen Gelenke auseinander – nichts passierte: der Kinderwagen behielt seine schildkrötenartige Form, und das worauf es ankam, das fahrbare Bettchen für das kleine Kerlchen, fluppte nicht heraus.
Dann kam bereits die Frau mit Kerlchen herunter, Kerlchen in der warmen Tragetasche. Wir versuchten es auf der Straßen vor den Augen der Passaten zu zweit, drückten und drehten, zogen und zerrten erneut. Erfolglos.
Dann gesellte sich ein Junge zu uns, der uns erst wortlos zusah. Er war ungefähr 7, 8 Jahre alt, mir fehlte damals noch jedes Maß für das Alter von Kindern.
Nach dem er uns eine zeitlang beobachtet hatte, sagte er: “Ich weiss, wie es geht.“
,Toll‘ dachte, ich und wollte: „Sprich!“ rufen.
Er aber gröhlte: „Ich sags aber nicht!“, und lief weg.
Es dauerte keine Stunde mehr, und wir hatten den Kinderwagen auseinander geklappt.